„Erfinden aus der musikalischen Praxis“

Glänzende Premiere für Cornopia und Tine-Sona

Viel Beifall für Uraufführung einer Klavierkomposition von Birgitta Lutz in Grünstadt

Von Roland Happersberger

 

Heiter, locker und strahlend  so war das Konzert, mit dem sich am Sonntag das neu gegründete Cornopia-Trio um die Kirchheimer Pianistin Birgitta Lutz im Grünstadter Akademie-Saal einem gut gelaunten und zahlreichen Publikum vorstellte. Im Zentrum des Geschehens: die „Tine-Sona“, eine Klavierkomposition, die Birgitta Lutz sich sozusagen selbst auf den Leib geschrieben hat.

Die Geburtsstunde dieses neuen Klangkörpers schlug nicht, wie wir in unserer Vorankündigung schlampigerweise schrieben, in einer Bäckerei, sondern in einem  Obst- und Gemüse-Geschäft in Kirchheim. Dort trafen Peter Arnold, der langjährige Solohornist des Rundfunkorchesters Kaiserslautern und heutige Vorsitzende der Pfälzischen Musikgesellschaft und die in Kirchheim ansässige Pianistin zufällig aufeinander und erinnerten sich nicht nur an frühere gemeinsame Funkaufnahmen, sondern beschlossen auch, gelegentlich wieder gemeinsam zu musizieren. Zur Dritten im Bund wurde die aus Seoul in Südkorea stammende und seit sieben Jahren an der Mannheimer Musikhochschule wirkende Oboistin Seung Eun Lee. All dies und manches mehr erfuhr man in einer munter improvisierten, geistreichen und geradezu karnevalesken Plauderei, die höchst erfreulich die Stelle sonst allgemein üblicher stereotyper Grußworte vertrat. Vorher schon war das erste Musikstück erklungen:

Achtsame Aufmerksamkeit kennzeichnete die allerersten Takte des Trios Nr. 1 in C-Dur für Oboe, Horn und Klavier des französischen Komponisten Fre´de´ric Duvernoy (1765 bis 1838). Hier dominierte zunächst ein heiteres, sangliches Hornthema, das Peter Arnold mit merklicher Spielfreude entfaltete, Seung Eun Lee tönte etwas ernster und sachlicher hinein, Birgitta Lutz gab mit lebhaftem und vielfältig akzentuiertem Spiel den harmonischen Zusammenhang und betonte dabei mit Recht, dass das Klavier nicht nur Begleitendes zu sagen habe. Kurz: hier waren drei unterschiedliche musikalische Charaktere am Werk, die sich zu bestens gelungenem, spannungsreichem Zusammenspiel bändigten, das nicht in jedem Moment technisch perfekt war, aber durch seinen durchgängigen musikalischen Schwung dem Hörer große Freude machte.

Viel verdienten, bemerkenswert anhaltenden Applaus fand auch die zur Uraufführung gelangende Tine-Sona für Klavier, hinter der, wie Birgitta Lutz berichtete, die Absicht stand, dem Interpreten, also vor allem ihr selbst, zu einem gewissen Gehirnjogging zu verhalfen, indem weite Passagen des dreisätzigen Werks mit überkreuzten Händen zu spielen sind, wobei jede Hand logischerweise dauernd aus dem Violin- in den Bassschlüssel und wieder zurück wechselt. Kompositorisch werden, wie im klassischen Vorbild, verschiedene Themen zueinander in Beziehung gesetzt. Der Erste Satz, bezeichnet mit „Bequem, aber belebt“ scheint die Atmosphäre einer Landschaft bei Regenwetter zu schildern, was Birgitta Lutz aber nicht in impressionistisch diffundierende Einzelklänge zerfallen lässt, sondern zügig und konturenscharf vorträgt. Insgesamt ist das eine kurzweilige, reiche, harmonisch mannigfaltige Musik, die bis zum Schlusssatz („So schnell wie möglich, aber nicht zu rasch“) überzeugungskräftig dafür eintritt, dass im Bereich des Tonalen auch heute noch vieles Interessante zu machen ist.

Krönender Abschluss des Konzerts, nachdem Peter Arnold launige Anekdoten zum Horn erzählt und gezeigt hatte, dass man mit einem langen Plastikschlauch und einem Blechtrichter auch einigermaßen achtbar musizieren kann:  das Trio a-Moll op. 188 von Carl Reinecke (1824 bis 1910), stimmungs- und empfindungsreiche Musik der Romantik, der die drei Interpreten nichts schuldig blieben. Mitreißend der Kopfsatz. Hier mischt sich der Klang dicht, es bildet sich ein intensiv wirkendes Stimmengeflecht. Es gibt Echo-Dialoge der beiden Bläser, es formuliert sich energische Erregung, das Klavier bindet alles in volltönendem Satz zusammen. Manchmal scheint es, als wolle Birgitta Lutz zu dominant in die Tasten greifen. Aber sie überschreitet die Grenze nicht, hinter der das Zuviel begänne. Im Scherzo gibt es witzige Staccato-Rufe der Bläser, auch die beiden Schlusssätze haben ihre Schönheiten, die mit Schwung und bemerkenswert dichter Homogenität realisiert werden. Auch hier ist der reiche Applaus verdient.

Wunderschön und in seinem subtilen Nuancenreichtum Lust auf mehr machend, die Zugabe: ein bearbeiteter Bläserquintettsatz von Mozart.